Die Schlange an der Kasse des Supermarktes ist endlos. Die Gesichter der wartenden Käuferschaar dementsprechend verkniffen.
Ich beginne, meine Mitmenschen in der Schlange vor mir genauer zu betrachten; ein männlicher Rücken kommt mir merkwürdig bekannt vor. „Das ist doch..... ja, natürlich, das muß Gerard Depardieu sein!?!“
Er hat jede Menge Zeugs eingekauft. Die zwei Leute vor mir, die mich noch von ihm trennen, haben wenig in ihren Einkaufswagen. Wenn es das Schicksal gut mit mir meint, braucht Herr D. so viel Zeit zum Einpacken seiner Ware, dass ich es schaffen könnte, ihn anzusprechen.
Ich bin schon ganz aufgeregt. Was soll ich zu ihm sagen? Mein französischer Wortschatz ist eher bescheiden und ganz bestimmt nicht für diesen Zweck geeignet. Schließlich macht es nicht den besten Eindruck, wenn ich ihn nach Hotel, Zimmernummer- oder Schlüssel frage. Das habe ich aber gerade noch von meinem letzten Frankreichurlaub vor x Jahren behalten. Also, was tun?
Gerard packt ein, und ich meine Einkaufsachen auf das Fließband an der Kasse. Gleich hab ich's geschafft! Ich bin durch, tippe Herrn Depardieu auf die Schulter. Er dreht sich um und sagt, in fast fließendem Deutsch: „Salut Madame! Was machst du denn 'ier? Schön disch zü sä-en!“
Ich stehe da, wie vom Donner gerührt. Alle gucken mich an!
Die Kassiererin sagt ungeduldig:
„Ich bekomme immer noch NEUNEUROACHTUNDFUFFZIG von Ihnen. Wird das heute noch was!?“ und reißt mich einfach so aus meinen Gedanken.
Der Mann vor mir hat natürlich nichts, außer dem breiten Rücken, mit Monsieur D. gemeinsam, und hatte mich überhaupt nicht bemerkt. Und Sie wissen jetzt, warum ich mich in Supermarktschlangen nie langweile! ©mf