Eppendorfer Landstraße vor Karstadt.
Die Menschen starren von beiden Straßenseiten auf einen Punkt neben der Litfasssäule.
Nähertretend sieht man ein auf dem Boden liegendes Fragezeichen.
Drei Menschenjäger drücken es auf die Erde, der eine davon in Siegerpose auf ihm hockend.
Das Fragezeichen ist männlich, nicht ungepflegt, dunkelhaarig hellhäutig und trotz der Kälte mantellos.
Angesichts der drohend näherkommenden , sensationslüsternen Menge will er entkommen, worauf einer der Menschenjäger versucht, ihm den Kopf auf das Pflaster zu schlagen.
Ein gutangezogener, wohlsituiert wirkender Mittvierziger macht sich für den am Boden liegenden stark:
"Dies ist ein Mensch , kein Tier, und man sollte ihn auch wie einen Menschen behandeln. Lassen Sie ihn los, meine Herren!" sagt er mit fester Stimme.
"Der hat einen Mantel geklaut, und jetzt will er türmen!" ist die Antwort.
Ein alter Mann mit mordgeilem Blick keift: " Er benimmt sich wie ein Tier, also wird er auch so behandelt!"
Der Mittvierziger meint, dass der "Täter" wohl einen Mantel bitter nötig habe, da er ja keinen trüge.
Eine Frau schreit ihn an: "Geben Sie ihm doch ihren Mantel, wenn Sie soviel Mitleid mit "so einem" haben!"
Der Mittvierziger zieht daraufhin seinen Mantel aus und besteht darauf, dass das Fragezeichen im Tausch gegen den Mantel freigelassen wird.
Die Menge jedoch möchte Herrn Karstadt die Arbeit abnehmen!
Das Fragezeichen wird jetzt hochgezerrt und mit ausgebreiteten Armen an die Litfasssäule gepresst.
Er steht am Pranger - oder ist es das Kreuz? - bis die Polizie mit drei Peterwagen eintrifft.
Die ganze Zeit hat er kein Wort gesagt. Man muss annehmen, dass er wahrscheinlich Deutscher ist. Anderenfalls?!?!
Der Mittvierziger meint, was hier passiert, habe er bisher nur im Fernsehen gesehen und es nicht für möglich gehalten.
