Am 1. Juli 1958 trat das erste deutsche Gleichstellungsgesetz in Kraft. Bis dahin war es Ehefrauen nicht erlaubt, eigenes Vermögen zu besitzen und ohne Zustimmung des Mannes erwerbstätig zu sein.
50 Jahre - Zeit ein wenig Bilanz zu ziehen.
Acht Jahre später sah das dann so aus - der IV. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs verfügte 1966:
” Die Frau genügt ihren ehelichen Pflichten nicht schon damit, dass sie die Beiwohnung teilnahmslos geschehen lässt.
Wenn es ihr infolge ihrer Veranlagung oder aus anderen Gründen, zu denen die Unwissenheit der Eheleute gehören kann, versagt bleibt, im ehelichen Verkehr Befriedigung zu finden, so fordert die Ehe von ihr doch eine Gewährung in ehelicher Zuneigung und Opferbereitschaft und verbietet es, Gleichgültigkeit oder Widerwillen zur Schau zu tragen.”
(Aktenzeichen: IV ZR 239/65)
Man(n) möge mir verzeihen, aber mir wurde beim Lesen dieser Dreistigkeit etwas übel!
Eigentlich regelt schon unser Grundgesetz die Gleichstellung aller Menschen, somit auch die der Frau - somit war und ist dieses Gesetz so überflüssig wie alle Gesetze, deren Sinn nicht sowieso in der Gesellschaft gelebt werden.
Oder zweifelt man(n) immer noch daran, dass wir zu ihrer Spezies gehören?
Auch wie das obige Urteil mit der im Grundgesetz garantierten "Würde des Menschen" zu vereinbaren ist, wird mir ewig ein Rätsel bleiben. Die Würde bleibt leider nicht nur dort auf der Strecke!
Gegen strukturelle Ungleichheit in der Gesellschaft müssen Frauen nach wie vor kämpfen, traditionelle Rollenvorstellungen sind offenbar in die Gemüter - besonders der Männer - eintätowiert.
Immer noch betrachten zu viele Männer Frauen und Kinder als ihren BESITZ, mit dem sie machen können was SIE wollen und wundern sich, wenn ihre lebende Matratzen-Haushalts-Kinderaufzuchts-Kombination irgendwann das Weite sucht.
Im Berufsleben sind Frauen häufig nur Zuverdienerin in Mini- oder Teilzeitjobs, weil die häuslichen Verpflichtungen, die immer noch hauptsächlich auf ihrer Schulter lasten, mehr nicht zulassen.
Im Schnitt verdienen Frauen 22 Prozent weniger als Männer und so sieht dann auch ihre Rente später aus.
Wer mehr dazu lesen möchte, hier ist eine längere Bilanz
Viele Männschen haben immer noch nicht verstanden, dass gleichstellen nicht gleichmachen heißt, sondern dass Frauen lediglich die gleiche Chance zur Entfaltung ihrer Persönlichkeit und Befähigung wie die Männer haben sollen. Nicht mehr und nicht WENIGER!
Keiner will Männern durch gute Leistung und menschliche Qualitäten erworbene Positionen streitig machen.
Emanzipieren müssen sich geschlechtsunabhängig ALLE, damit die Gesellschaft von dieser Entwicklung profitiert.
Und zur Emanzipation gehört in erster Linie die Stärke, sich und seine Persönlichkeit zu akzeptieren und das auch bei anderen zuzulassen.
Wer HART ist, ist nicht emanzipiert, sondern hat sich nur emotional abgeschottet. Das gilt für Mann und Frau gleichermaßen.
Solange die HARTEN überall diese Welt dominieren, wird das mit der Gleichstellung der Frau genauso wenig klappen, wie mit Frieden und sozialer Gerechtigkeit. Härte steht m.E. der ethisch-sozialen Entwicklung eines Menschen im Wege.
Wenn "die Harten nur in den Garten kommen" sieht Frau zu, dass sie sie wenigstens nicht ins Haus lässt, denn unter einem "richtigen Mann" verstehe ich was anderes.
Weil ich gerne Frau bin, habe ich zur Feier des Tages schon mal eine neue Rubrik in diesem Magazin eingerichtet.
Unter "FRAU DICH!" werden Sie künftig vieles finden, was hauptsächlich Frauen betrifft - man(n) darf das auch lesen!
Und weil das Gleichstellungsgesetz jubiliert, würde mich interessieren, was Frauen so im Alltag von Männern geboten bekommen, was Man(n) NIEMALS einem anderen Mann zumuten würde.
Über diesbezügliche Kommentare freue ich mich!
Das Pflänzchen "Gleichstellung" muss jedenfalls noch lange gegossen werden, bis es groß ist!