Als mir der "Nachtmeer"-Text, den ich hier eingestellt habe, wieder in die Hände fiel, fiel mir auch die Geschichte wieder ein, die mich dazu gebracht hatte, u. a. diesen Text zu verfassen.
Es ist ein ganz kleines Stück Deutsche Geschichte.
Ich glaube, es war 1982, als ich die Bekanntschaft eines Künstlers machte - Holger Biege.
Als Komponist, Pianist und Sänger, gehörte er in der DDR zu den populärsten Unterhaltungs-Künstlern.
Er war nach einem Gastspiel in Berlin in Westdeutschland geblieben und wollte (sein Traum) mit einem großen Musikverlag eine internationale Karriere von der Bundesrepublik aus starten.
Seine Familie wollte er nachkommen lassen.
Holger Biege hatte viel mit Texterinnen zusammen gearbeitet. Er hatte gehört, dass ich schrieb und gab mir ein Band mit Melodien, die er komponiert hatte und dazu Texte brauchte.
Nach großen Schwierigkeiten gelang es mir, an seine DDR Balladen zu kommen, denn seine bisherige Arbeit interessierte mich. Ich selber hatte nie von ihm gehört. Musikalisch und stimmlich könnte er Xavier Naidoo oder Laith Al-Deen leicht Konkurrenz machen.
Nachdem ich einige Texte, unter anderem das "Nachtmeer", geschrieben hatte, trafen wir uns erneut. Zunächst gab ich ihm die Texte, die ihm offenbar gefielen. Er setzte sich sofort ans Klavier, sang sie mit Inbrunst und überreichte sie stolz dem Chef des Hamburger Plattenverlages und seinem Produzenten, als diese dazu kamen.
Die Herren jedoch machten sich nicht einmal die Mühe, meine Texte ernsthaft zu lesen. Man hatte längst beschlossen, dass Fließbandtexter Michael Kunze aus München die Texte für Holger machen sollte. Holger Bieges Meinung dazu war nicht gefragt.
Soviel zur Narren-Freiheit im Westen.
Die Platte, die er dann 1983 in der Bundesrepublik herausbrachte, habe ich weder gehört noch gesehen. Im Radio wurde sie auch nicht oder kaum gespielt und die internationale Karriere.....?
Ich denke, das ist einer von vielen Träumen, die sich im "Westen" nicht erfüllt haben.
Vielleicht läuft Ihnen Holger Biege mal in der Ex-DDR übern Weg, dann grüßen Sie ihn von mir.
Die Texte liegen noch bei mir rum und vielleicht wird’s ja irgendwann doch was mit 'ner gemeinsamen Platte?
Träumen darf man immer......